Grünwinkel

Der  Siedlungsplatz hat  eine lange Kontinuität, denn  in Grünwinkel wurden u. a. Reste  römischer Brennöfen (Töpferöfen,  Ziegelöfen) gefunden, die zu
 einer römischen  Siedlung gehörten. Hier durchquerte eine auf dem  Hochgestade  von Süden nach Norden verlaufende  Römerstraße die Albniederung.
 Ende des 16. Jhdts wird ein  Hof mit dem  Namen  "Kreenwinkel" (= Krähenwinkel) erwähnt, der sich  Anfang des 18.  Jhdts zu  einem   kleinen  Dorf ent-
 wickelt. Aus einer Gasthausbrauerei entstand dann dort die einstige  Großbrauerei und  Nahrungsmittelfabrik  Sinner. Auch heute produziert auf dem ehe-
maligen Sinner-Gelände die Brauerei Hatz-Moninger
(s. u.) noch  Bier. Weite  Bereiche  des  Stadtteils  sind  heute  von  Dienstleistungs-,  Gewerbe- und  Industriebetrieben  geprägt.

Der Stadtteil endet im Norden an der Südtangente, im Westen verläuft die  Grenze ungefähr entlang einer Linie von der Pfannkuchstraße über die B 36,
im Osten wird die Grenze in etwa durch den Schwimmschulweg, die Pulverhaustraße und die Bahnlinie markiert und im Süden endet Grünwinkel an der
Gemarkungsgrenze/Stadtgrenze. Rheinhafenstraße und  Pulverhausstraße trennen den  Stadteil in das nördliche, eigentliche  Grünwinkel  und die süd-
liche Heidenstückersiedlung. Ganz im Osten des Stadtteils liegt die Hardecksiedlung.

   
1914                                                          Grünwinkel                                                2018
Der Kartenvergleich zeigt das Wachstum des Stadtteils - fast der gesamte Bereich des Kartenausschnitts ist heute bebaut.
(Quellen: links Topographische Karten  1 : 25 000 des Großherzoglich Topographischen Bureaus von 1914, rechts  © OpenTopoMap (CC-BY-SA) jeweils
 Ausschnitte, verändert) Zum besseren Vergleich ist der Bereich der Kreuzung Durmersheimer Straße/Zeppelinstraße auf beiden Kartenausschnitten mit
 einem weißen Punkt markiert


Die Krähe - das Wahrzeichen Grünwinkels

Bilder ohne Datum April 2008

Zeugnis der Römerzeit: Ziegelofen in der Silcherstraße

   
                Blick auf den Schürkanal                                  Blick auf den zerstörten Boden der Brennkammer
Der  Ziegelofen wurde von vorne befeuert, die  heiße  Luft stieg dann vom  Feuerraum (unten hinten) durch eine
Lochtenne (Brennkammersohle) in die (nicht mehr vorhandene) darüber liegende  Brennkammer auf. Hergestellt
 wurden  Dachziegel und Ziegelsteine für Hypokausten (Warmluftheizanlage).


Blick durch den zerstörten Boden der Brennkammer auf
die Zungenmauern des Feuerraums
Der gesamte Ziegelofen ist heute in einem Bauwerk geschützt und ko
nnte im Rahmen eines
Denkmaltags besichtigt werden.


Blick auf Gewerbebetriebe in Grünwinkel von der Brücke der Zeppelinstraße über die Bahnlinie
Richtung Pfalz. Das Wappen zeigt ein Spatenblatt und erinnert an die vormalige Landwirtschaft.

   
Burgartiges Gebäude in der Zeppelinstraße
Das monumentale Eckgebäude im  Stil des  Historismus gehörte zur ehemals bedeutenden  Textilfabrik Vogel und Schnurmann und war v. a. ein
industrieller Zweckbau, der mit Wohnungen für Angestellte kombiniert wurde. Der bergfriedartige Turm war ein Wasserturm, der früher das Textil-
werk mit dem benötigten  Wasser
für  Wäscherei und  Färberei versorgte. Heute ist das  Gebäude ein  Wohnhaus. Der  Bau wurde 1907 von dem
 bekannten  Architekten  Levy geplant. Die  Textilfabrik erstreckte sich im  Bereich zwischen  Zeppelinstraße, Griesbachstraße und Benzstraße, wo
 sich auch heute noch ein Gewerbegebiet befindet.

Eine weitere Erinnerung an die genannte Textilfabrik existiert noch im Bereich
Griesbachstraße/Benzstraße.


Kesselhaus in der Griesbachstraße
Das Kesselhaus mit Schornstein gehörte ebenfalls zu der Textilfabrik und beherbergte früher die Dampfkessel
zur Erzeugung von Energie (Kraft, Strom, Prozesswärme).  Der denkmalgeschützte  Bau beherbergt seit 2015
das Restaurant Kesselhaus, das mittlerweile durch die Eventlocation "Kesselhaus Färberei" ergänzt wird.


Kesselhaus - Rückseite
Die großen Glasfenster sollten früher nicht nur Licht herein lassen, sondern im Falle einer Explosion des
Dampfkessels auch den  Explosionsdruck  entweichen  lassen, ohne  das ganze  Gebäude zu zerstören.



Bannwaldallee 30


Einige Arbeiterwohnhäuser vom Ende des 19. Jhds
erinnern in der Bannwaldallee ebenfalls
noch an die damalige Industrialisierung.

.

Bannwaldallee 28 und 26


Gebäude
auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei Sinner
Links das alte  Mühlen- und Speichergebäude von 1893 der ehemaligen Sinner AG. Da Mitte des
letzten  Jhdts ein oberer Teil ausbrannte, ist das  Gebäude heute  asymmetrisch. Rechts noch ein
Getreidesilo der ehemaligen Sinner AG nun mit dem Moninger-Markenzeichen auf dem Dach.

   
Die Speicher



Die Brauerei Moninger kaufte 1972 die Brauerei Sinner und das dazu
gehörende, ausgedehnte Brauereigeländen und verlagerte den Betrieb
von der Kriegsstraße hierher.


Braukessel und Wappen von Karlsruhe und Grünwinkel auf dem
Robert-Sinner-Platz

   
Hatz-Moninger-Areal
Der Schornstein (links) erinnerte im April 2008 noch an die Sinner AG. Nach der Fusion der Moninger Brauerei
mit der Hofbrauerei Hatz aus Rastatt im Jahr 2010
wurde auch die Beschriftung des Schornsteins geändert.
Seit 2018 wird Hatz-Moninger von der Brauereifamilie Scheidtweiler betrieben.


Einkaufsmarkt beim Hatz-Moninger  Areal

   
Braustübl Hatz-Moninger
Das alte Eckgasthaus hieß früher "Lokalbahn" und erinnerte mit seinem Namen an die Bahn, die bis 1937 von Karlsruhe bis
nach Durmersheim fuhr. Der Kopf unter dem Erker mag mit seiner Schildmütze eine Reminiszenz an den ehemaligen Bahn-
betrieb sein.


   
Robert-Sinner-Platz
Im Bereich von Gaststätte und Einkaufszentrum ist ein zentraler Platz entstanden. Hier ist heute das Ortszentrum von Grünwinkel.
Mittlerweile gibt es hier auch zwei öffentliche Bücherschränke, hier Bücherbox genannt.




Das moderne Gebäude in der Ortsmitte ist das . . .


Seniorenzentrum Grünwinkel


Durmersheimer Straße


Reihenhäuser in der Hopfenstraße


Interessantes Bauwerk in der Zeppelinstraße
Ein alter Luftschutztiefbunker - später Zivilschutzbunker - wurde mit einem Wohnkomplex überbaut.
Der unansehnliche "Zeppelin-Bunker" wurde als "Fundament" für eine Wohnbebauung genutzt.



Der ehemalige Betonklotz konnte  erhalten und aufgewertet werden (Doppelnutzung als Keller
 und als Tiefgarage) und fügt sich nun als interessante Bereicherung in das Stadtbild ein.


Neuer Gebäudekomplex an der Durmersheimer Straße
Blick über Kreuzung Zeppelinstraße/Durmersheimer Straße

Für mehr Informationen zu ehemaligen Luftschutzeinrichtungen hier klicken.


Die Alb von der Brücke der Zeppelinstraße - Blick nach Südwesten
Die Alb berührt im Norden und Westen Grünwinkel, die Grünzone wird als innerstädtisches Erholungsgebiet genutzt.

  
                Bild 1: Alb von Zeppelinstraße                                         Bild 2: Alb von Fußgängerbrücke nördl. Zeppelinstraße nach Norden
Das früher geradlinig ausgebaute Flußbett der Alb wurde nun 2008 wieder naturnah umgestaltet. Es wurden hier zwei große Bögen
 ("Mäander") eingebaut, das  Ufer wurde unterschiedlich gestaltet, die  Fließgeschwindigkeit und  die  Tiefe verschieden  eingeregelt.
Blickrichtung der Bilder siehe Plan unten
.


Der Plan wurde damals im Umbaubereich vom Tiefbauamt Karlsruhe zur Information bereitgestellt.
Hinzugefügt wurden die blauen Pfeile, die die Aufnahmerichtung der jeweiligen  Bilder zeigen.

  
Bild 3 - Blick nach Norden                                                                      Bild 4 - Blick nach Süden
Der abgedämmte
alte, gerade Lauf der Alb (im linken Bild ganz rechts) wurde im April 2008 vom Bagger zugeschüttet.

  
Bild 3b                          Das Ufer ist nach einem Jahr wieder begrünt.                              Bild 4b


Im Bereich von Grünwinkel führt eine breite Treppe zum Wasser - die Wäscherinnentreppe.


Infoschild der Stadt bei der Wäscherinnentreppe


Wiesengelände bei Grünwinkel - die Eiswiesen
Im Hintergrund links die Wäscherinnentreppe und im Vordergrund rechts neben dem Weg ein Hinweisschild (s.u.).


Hinweisschild der Stadt

  
Im Bereich der großen Verkehrsflächen am Entenfang ist die Alb
immer noch "kanalisiert".


Blick von oben (Vogesenbrücke) auf die eingezwängte Alb


"Kunst" am Bau
Links die Eisenbahnbrücke, rechts die Südtangente, ganz oben die Vogesenbrücke


Die Albkapelle


Information an der Albkapelle
 Die ehemalige Dorfkirche von Grünwinkel wurde 1913 hierher umgesetzt.


Die frühere Kapelle an der Durmersheimer Straße
Auf einem Plakat zur Ausstellung der Geschichte des Stadtteils
Grünwinkel ist der frühere Standort der Kapelle zu sehen.


Blick von Theodor-Söhner-Weg zu einem Spielplatz an der Alb

Weiter flußabwärts liegt die Appenmühle, die im Kapitel Daxlanden beschrieben wird.


Michelin AG
Westlich der Michelinstraße befindet sich ein ausgedehntes Gewerbegebiet mit großen Firmen wie
Michelin (Reifen) und Dienstleistungsbetrieben.


Blick über Südtangente, Bahnlinie zur Carl-Metz-Straße
Das große Gebäude links war 2018 noch die Firmenzentrale von dm, im Hintergrund rechts das
Heizkraftwerk West (ehemaliges E-Werk) der Stadt Karlsruhe.
Nachtrag 2020
Die neue dm-Zentrale wurde mittlerweile im Bereich von Durlach (Untermühlsiedlung) gebaut.


Metz Aerials (Drehleitern und Hubrettungsbühnen)


Glockengießerei Bachert - Carl-Metz-Straße 11
Hier wurden Glocken und alles was mit Glocken
zusammenhängt (u. a. Glockenstühle oder Schall-
läden
) hergestellt:  Außerdem bietet die  Firma auch passende  Dienstleistungen wie schwingungs-
dynamische Sanierungen oder  Restaurierung alter Glocken an.

Nachtrag 2017
Die  Glockengießerei Bachert verlagert ihren Betrieb nach Neunkirchen-Baden im Kleinen Odenwald
südlich des Neckartals, da der Bedarf an Nachwuchs-/Arbeitskräften in Karlsruhe nicht mehr gedeckt
 werden kann.
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Heidenstückersiedlung

Die Heidenstückersiedlung liegt südlich der Pulverhausstraße.

 

Östliche Edelbergstraße

  Das Wohngebiet ist geprägt von Wohnblocks, Reihenhäusern und Einzelvillen.


Reihenhäuser am Südrand der westlichen Edelbergstraße


Rennbergstraße


Zwischen Mauzenberg- und Bernsteinstraße
Eine im April 2008 anscheinend nicht besonders florierende Ladenzeile


Bernsteinstraße 5
Neuer Wohnblock mit zweigeschossigen Maisonettewohnungen und barrierefreien Wohnungen

  
Diverse Haustypen am Heidenstückerweg
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Die Hardecksiedlung


Die  Siedlung entstand in den 1930-er  Jahren im  Zuge der damaligen  wirtschaftlichen  Krisensituation. Um  Wohnraum für  Bedürftige zu  schaffen,
wurde
eine  Vorstadtsiedlung als  Nebenerwerbssiedlung  errichtet. Die 100  Grundstücke  waren  jeweils 905 qm groß, darauf stand ein einstöckiges
Haus (40 qm Wohnfläche) mit Vorratsraum und kleinem Stall. Der große Garten und der Stall dienten der Versorgung mit Nahrungsmitteln. Die kleinen
  Häuser standen  meist
traufständig an den  sechs  Parallelstraßen; auf einer  Seite direkt an der  Straße, auf der anderen Seite im rückwärtigen Teil des
 Grundstücks,
wodurch  zwischen den  Häusern reichlich  Freiraum vorhanden war. Die  Häuser wurden  alle aus  Holz gebaut und deshalb nannte man
 diese Siedlung
auch die "Holzsiedlung"  - im Gegensatz zu der aus Stein erbauten Heidenstückersiedlung. Alle  Straßen haben hier Baumnamen, der
Ahornweg ist die  Mittelachse der Kleinsiedlung.


    
 1914                         Hardecksiedlung/Holzsiedlung                        2018
Das Gewann Hardeck gab der Siedlung den Namen,
auf der Karte von 1914 ist der rot umrahmte ungefähre Bereich der späteren Siedlung
noch unbebaut. Die Siedlung liegt im Dreieck zwischen Siedlerstraße, Pulverhausstraße und Akazienstraße und ist durch Bus und Straßen-
bahn mit der  Kernstadt verbunden. Am  Beispiel  Espenweg erkennt man noch deutlich die ursprüngliche  Anordnung der  Häuser: auf der
südöstlichen
Seite standen die  Häuser direkt an der Straße, auf der nordwestlichen Seite im Hintergrund, hier wurden später in den Gärten
stellenweise Garagen
an der Straße gebaut. Jenseits der Pulverhausstraße liegen Kleingärten.
Quellen: links Topographische Karten  1 : 25 000 des Großherzoglich Topographischen Bureaus von 1914, Ausschnitt, verändert. Rechts  © OpenTopoMap (CC-BY-SA)
Ausschnitt
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Alle ursprünglichen  Häuser sind mittlerweile durch Umbauten,  Ausbauten oder  Anbauten verändert, viele wurden ganz  abgerissen und durch
Neubauten ersetzt. Auf Grund der großen  Grundstücke war es auch möglich
(Aufteilung), weitere Gebäude zu errichten. Einzelhäuser und viel
Grün prägen auch heute noch die Hardecksiedlung.


Eschenweg
Dieses traufständige gelbe Haus dürfte mit dem Ziegeldach und der Verschalung mit über-
lappenden Holzbrettern (Stülpschalung) dem Originalzustand noch ziemlich nahe kommen.
Im Hintergrund sind bereits Anbauten erkennbar.

   
Dieses Haus im Ahornweg ist vollständig zugewachsen und deshalb kaum zu erkennen - aber mit der Bretterverschalung befindet es sich
 wohl auch noch weitgehend im Originalzustand.


Ein Winterbild zeigt das typische Haus deutlicher.

   
Buchenweg
Zwei traufständige Häuser direkt an der Straße: das linke ist noch ein Kleinsiedlungshaus, das rechte erinnert trotz erhöhtem Dachgeschoss an
die ursprüngliche Bauweise.


Hier ein Blick über die straßenbegleitende Hecke zu einigen der im hinteren Grundstücksteil
stehenden Häuser im Buchenweg


Ahornweg
In der Mittelachse der Siedlung stehen die
Häuser an beiden Straßenseiten, links giebelständig,
 rechts traufständig.

   
Rüsterweg
Zwei Kleinsiedlerhäuser; am rechten Haus ist die Erweiterung mit einem Nebengebäude sichtbar.


Espenweg
Rechts die traufständigen Häuser an der Straße, links Gärten bzw. Garagen im Vorderbereich

   
Espenweg                                                                                    Eichenweg
Zwei Hausrückseiten - auch hier sieht man noch  die Verschalung der Außenwände mit überlappenden Holzbrettern.


Diese Holzhaus im Rüsterweg setzt auf moderne Art die Tradition der "Holzsiedlung" fort.

Am Haselweg am Rand der Hardeck-Siedlung befindet sich ein ehemaligen Luftschutzbunker.


Im Jahr 2012 sah der ehemalige Luftschutzbunker noch so aus.
Der teils unterirdische, doppelstöckige Bunker bot ca. 1200 Menschen Schutz. Nach der Verwendung als
Zivilschutzbunker war das Bauwerk seit 2010 in Privatbesitz und wurde zeitweise als Lagerraum genutzt.


Einer der zwei Eingänge des Bunkers
Für mehr Informationen zu ehemaligen Luftschutzeinrichtungen in Karlsruhe hier klicken.


Wohnbebauung auf dem ehemaligen Luftschutzbunker
Der Bunker am Haselweg wurde 2015 als Fundament für zwei neue Doppelhäuser genutzt. Durch Photovaltaikanlage,
Wärmepumpe zum Heizen und umweltbewusste Dämmung erfüllen die Neubauten die Anforderungen für Passivhäuser.

   
Mittlerweile ist von dem ehemaligen Luftschutzbunker fast nichts mehr zu erkennen, da der "Bunkersockel" nun großenteils farbig gestaltet wurde.
  An der Nordostseite erinnern nur noch die Stahlplatten vor den Belüftungsöffnungen (rechtes Bild) an den ehemaligen Luftschutzbunker.


 Copyright P.H.                            Zur Ausgangsseite Exkursionen zurück mit Linkspfeil                       Zur Startseite